Zukunft Arbeit – Wenn aber die Infrastruktur fehlt?

Thomas Einwaller
16. November 2012

Nachtrag zum Forum IC der Wirtschaftskammer Oberösterreich.

Stellen sie sich vor es gibt eine S-Bahn Strecke die durch ihren Wohnort verläuft und genau zum 30 Kilometer entfernten Arbeitsplatz führt. Sie ist modern, sicher und schnell. Das Problem ist nur, dass sie nicht damit fahren dürfen. In diese S-Bahn dürfen nur bestimmte Personen einsteigen die einen hohen Preis dafür zahlen, dass sie immer Ihren reservierten fixen Sitzplatz haben, auch wenn sie ihn selten nutzen. Sie müssen dagegen ständig mit dem überfüllten Bus zur Arbeit fahren, in dem sie manchmal nicht mal einen Sitzplatz bekommen. Die Bahn wurde jedoch mit Steuergeldern und Förderungen finanziert.

Am Di, 13.11.12 war unser Geschäftsführer Mario Breid im Zuge des Forum IC der Sparte Information und Consulting zu einer Podiumsdiskussion zum Thema „Zukunft Arbeit – Update oder Neuinstallation“ geladen. Im Zuge des Forum IC ging es um die Arbeitswelt der Zukunft, die damit verbundenen Chancen aber auch die dazu notwendigen Veränderungen.

Die Einleitung zum Forum IC übernahm der LH von Öberösterreich, Dr. Josef Pühringer. In seinem Eingangsstatement meinte er: „früher hieß es immer, der Stärkere schlägt den Schwächeren, dann der Schnelle schlägt den Langsamen. Zukünftig gewinnt der Wissende gegenüber den Unwissenden“. Weiters hielt er fest, dass die neuen Arbeitsweisen auch eine große Chance für die ländlichen Regionen darstellen, da man nicht mehr in einem Ballungszentrum ansässig sein muss. Wir können uns dieser Meinung nur zu 100% anschließen, müssen jedoch festhalten, dass dazu eine wichtige Rahmenbedingung gegeben sein muss: Die großflächige Verfügbarkeit von Breitbandanbindungen im ländlichen Raum.

Denn, so wie eingangs im Beispiel beschrieben geht es einigen unserer Mitarbeiter. Nur dass es sich nicht um Bus und S-Bahn handelt sondern um ihre Internetanbindung zuhause. In unserem konkreten Beispiel ist die S-Bahn eine Glasfaserleitung die von der Energie AG nach Weichstetten gelegt wurde, und quasi vorm Haus in der Erde liegt. Die Leitung darf aber nicht genutzt werden da es nur Tarife für Firmenkunden gibt. Die Firmenkunden bekommen für einen hohen monatlichen Betrag eine fixe Bandbreite die sie mit niemand teilen müssen, auch wenn sie das gar nicht brauchen. Private dürfen sich nicht anschließen!

Ein Bild sagt bekanntlich mehr als 1000 Worte: ca. 3 Meter trennen die Bewohner im Haus von einer Glasfaserleitung die direkt vorm Haus verläuft. Die Details wurden von unserem CTO Thomas Einwaller auch schon in einem eigenen Blogpost dargestellt.

Im Ort gibt es sonst keine vernünftige Alternative Internet via Kabel zu beziehen, da das nächste Wählamt für ADSL zu weit entfernt ist und das Netz der TV Kabelanbieter nur bis zum Nachbarort reicht. Es bleibt nur die Variante über UMTS eine Internetverbindung herzustellen. Da das aber die meisten im Ort machen, und nur 1 Anbieter ein Netz hat, kann man das mit dem vollen Bus vergleichen der zur Stoßzeit nicht mit der Last zurecht kommt.
Warum benötigt man eine ordentliche Internetverbindung nicht nur im Unternehmen sondern auch zuhause?
  • An Tagen, an denen es nicht notwendig ist ins Büro zu fahren, weichen manche unserer Mitarbeiter gerne auf Home Office aus und sparen sich so die Zeit im Auto, schonen die Umwelt und sind an dem Tag näher bei der Familie. Dazu ist es aber notwendig u.a. Videokonferenzen usw. führen zu können.
  • Unter „WorkLifeBalance“ verstehen wir, dass wir etwas früher vom Büro heim fahren um noch etwas Zeit mit der Familie zu verbringen. Wir arbeiten dann einfach später daheim noch weiter wenn die Kinder schlafen.
  • Das Internet ist voll von Wissensangeboten zur Fortbildung. Seien es Uni Kurse von überall auf der Welt die man gratis in iTunes University ansehen kann (wo hat man sonst die Möglichkeit sich einfach schnell eine Vorlesung z.B. über iPhone Programmierung von der Stanford University anzusehen), Aufzeichnungen von Konferenzen etc. Wir sind auf diese Fortbildungsmaßnahmen angewiesen um auch in Oberösterreich am Stand der Technik bleiben zu können.
  • Wenn unsere Kinder und Jugendlichen ohne einen ordentlichen Zugang zum Internet aufwachsen sind sie von der Entwicklung abgeschnitten. Solange ein Kind kein Fahrrad kennt wird es auch nur das Gehen erlernen, so ist es auch mit dem Internet. Wenn man keinen Zugang zum Wissenspool hat, wird man sich nicht am aktuellen Stand mit einer Thematik beschäftigen können, um auch rechtzeitig Ideen und Visionen entwickeln zu können.
Breitband ist heute eine Infrastrukturleistung wie Strom, Wasser und Straßen. Wir haben nicht das Gefühl dass wirklich alles getan wird um hier möglichst allen Menschen in Oberösterreich schnellstmöglich eine ordentliche Anbindung zukommen zu lassen wenn es schon an den in diesem Beispiel beschriebenen 3 Metern scheitert.